Kapitel 11: Tsum Valley/ Trampen mit dem Helikopter

Durch meinen drei monatigen Lernprozess wie man am besten mit den Situationen und der Mentalität des Nepalischen Völkchens umgeht, hatte ich das unglaubliche Glück eine Trekkingtour mit meiner zurzeit Arbeit Gebenden Firma Magical Nepal zu unternehmen. Der Gedanke der hinter dieser Tour steckte war es einen Dokumentarfilm über die Firma wie auch über die Landschaft zu drehen. Mein sozusagen Chef ist auch gleichzeitig mein bester Freund in Nepal und ich kann mich frei austoben wie ich meine Themen und meinen Arbeitsrhythmus gestalte. Die eigentliche Tour ging über 21 Tage durch Tsum Valley dessen Trekking route erst seit 3 Jahren zugänglich ist und dementsprechend noch ziemlich unbekannt sowie unberührt, danach weiter in die Manaslu Area. Ich war nur Teil des ersten Teils der Route und bin unglaublich begeistert von dieser. Kein Massentourismus und anstehen um das Gebirge zu erklimmen kein Warten und alles noch sehr einfach und originell. Die Gruppe bestand aus acht Klienten alle Anfang Mitte 60 aus Frankreich, die wie wir bald herausfanden mehr ein rennen durch die Berge veranstalteten als eine gemütliche Trekkingtour. Ich für meinen Teil Bummelte mit den Jungs eher hinterher, Sanjay und Apantha unser Kamera Team waren hoch motiviert, demensprechend machten wir an jeder kleinen ecke halt um sie auf Band oder Bild festzuhalten. Für mich war es ein ganz außergewöhnliches Erlebnis, nicht nur, weil dies meine sozusagen erste richtige Trekkingtour in meinem Leben war, sondern auch weil ich alles von der anderen Seite sozusagen als nicht Tourist miterleben und dokumentieren durfte. Durch Saugat und Prakash unseren Guide hatte ich die Möglichkeit in das richtige Nepalesische Bergleben einzutauchen, es aus der einheimischen perspektive zu erleben und das Touristen Leben aus der Vogelperspektive zu betrachten.

Man sollte hierzu wissen das die Nepalesen ein ganz anderes Verständnis von dem Wörtchen Wandern haben als wir. Sie laufen einfach so lange bis sie im Dunkeln verloren gehen und mit glück eine Unterkunft zum Schlafen finden. Plan, Route oder Karte wer braucht das schon? Irgendwann kommt man schon irgendwie irgendwo an.

Die „Straßen“ in den Bergen sind regelrechte Autobahnen für Esel und Maultiere, ständig rasen sie an einem vorbei ohne einen Blinker zu setzen. Die am häufigsten gewählte Begrüßung die einem zu Ohren kommt ist „Namaste Choclate?“ oder auch in höheren gefielen „Namaste Ballon?“.

This is the road to hell…

1.Tag: Warum mache ich das nochmal?

Auf dem Weg in die Berge, auf der ersten so von mir gedachten Todesstraße in einem noch ziemlich luxuriösen Jeep im Kofferraum. Mir tut schon jetzt alles weh^^

2.Tag Warum mache ich das nochmal?

Weitere 2 Stunden Fahrt in die Berge auf der wirklichen Todesstraße. Auch genannt die Busfahrt ins Nirwana. Erkenntnis des Tages: Ich werde nie wieder meinen eigenen Back pack mit dem Gesamtgewicht von 12 Kilo durch die Berge Tragen. Jedoch habe ich schon am zweiten Tag den gesamten Respekt unserer 9-Köpfigen Porter (Träger) Gruppe die das Gepäck unsere Gäste Trägt. Jeder möchte mal meinen Rucksack ausprobieren um dann das Kommentar abzugeben das er wirklich schwer sei. Ist mir selber auch noch gar nicht aufgefallen^^

3Tag: Warum mache ich das nochmal? Angekommen im Manaslu Resort/Area

5 Stunden laufen ohne wirkliche Pause, heute müssen wie sehen das wir unserer Rentner Marathon Gruppe dicht auf den Fersen bleiben, es ist ein 8 Stunden Wandertag sprich für uns 10 stunden^^Und es würde Sinn machen diesen Tag noch bei Tageslicht zu beenden. Ich habe das Gefühl ich muss sterben mein Rucksack wird gefühlt immer schwerer ich glaube mir schmuggelt da zwischendurch jemand Steine rein, wenn ich nicht hinschaue. An diesem Tag bin ich froh über meinen Stur Kopf und hole zum Schluss noch einmal die letzten Energiereserven heraus. Die Jungs sind irgendwo im Dunkeln verloren gegangen (wie gesagt Nepalesische Wanderart), aber zum Glück haben wir ja unsere lebensrettenden Porter.

Beschluss des Tages: Ich werde definitiv diese Strecke nicht alleine zurücklaufen, komme was wolle.

4Tag: This is the road to hell _ Chichopani (kaltes Wasser)

Der erste kurze Tag nur 3 Stunden, sprich für uns 5^^ Meine Füße und Hüfte sind abgestorben. Wunderbare Kamera aufnahmen, mit mir in der Hauptrolle, mir wird verboten immer so Müde auszusehen und meinem Pony zu sagen er soll nicht immer abstehen wie eine Sonnenblume. Ich glaube mittlerweile ich begehe gerade meinen Läuterungs/Pilgerpfad für Anfänger, da mir immer wieder mitgeteilt wird dies wäre eine der leichten entspannten Routen. Schön vielleicht für gesunde sportliche, nicht trinkende, rauchende und ihr Leben genießende Menschen stimmt das bestimmt^^.  Jedoch bringt es großen Spaß, besonders mit meinem Team, die Gefühle bestehen auf Gegenseitigkeit dementsprechend halten wir uns gegenseitig hoch und arbeiten intensiv an unseren dunklen sarkastischen Humor.

5Tag: Auf der Eselautobahn nach Chimbling

Es fühlt sich immer noch halb an wie die Road of Hell, auch wenn ich denke das diese nicht so unglaublich schön ist. Wir steigen von 1000metern auf 2600 auf, auch wenn es eher immer runter und hochgeht. Der Aufstieg ist naja sagen wir mal so das topping der letzten Tage mein persönliches Limit, vielleicht sollte ich mich einfach mit meinem Rucksack den Berg wieder runterkullern lassen, hätte auch was für sich. Jedoch war meine Lektion des Tages wenn gar nichts mehr geht einfach noch eine Tüte Rauchen das macht das ganze erträglicher. Wie schon in den Tagen zuvor muss man unglaublich auf der Hut sein vor dem geschäftigen treiben auf den „Bergstraßen“, seit zwei Tagen ist es keinem normalen Gefährt möglich auf unseren bewanderten Wegen zu verkehren, dementsprechend gibt es unglaublich viel Esel Traffic. Wenn man schon von weitem ein klingeln vernimmt sollte man sich ein Plätzchen auf der sicheren Seite suchen, sprich nicht auf der auf der der Abgrund klafft. Ansonsten könnte man gefahrlaufen von einem vollbepackten Esel die meist in 15ner Grüppchen auftreten ausversehen herunter geschupst zu werden. Meine Erkenntnis der Tage: Es gibt sogar in den Bergen eine offroad Straße“ von der „offroad Straße“. Da wir ja noch nicht genug Abenteuer haben versuchen wir unser Glück heute auf einem short cut um unsere Gruppe nicht ganz zu verlieren, Kletterpartie über den Reissenden Fluss. Auch überwinde ich meine Ängste jeden Tag aufs Neue, heute ging es über eine 1km lange Hängebrücke, als ich in der Mitte ankam fehlte die Hälfte. Ich wurde aufgeklärt sie befände sich gerade in Reparatur und ich solle doch einfach über die dünnen Mittelstreben steigen, die Esel würden das ja schließlich auch hinbekommen. Als I Tüpfelchen zahlte ich dann auch noch Wege Zoll führ die Reparatur jedoch war dann ein einheimischer so nett mich halb hinüberzugleiten, da ich meine Gruppe hinter und vor mir verloren hatte.

Ich habe in meinem Leben noch nie so einen wunderschönen Sternenhimmel gesehen, zwar war mir bewusst das es Startwinkling gibt aber so wirklich in dieser Form habe ich es noch nie zuvor gesehen einfach überwältigend. Der Milkiway schlängelte sich direkt über unseren Köpfen hinweg und die ganze Galaxie erstrahlte wie eine Lichtermeer. Zur Belohnung für meinen abenteuerüberfüllten tag, durfte ich dann auch mit den Jungs in der Privatküche der Besitzer mit den Portern am Feuer sitzen, mit heißem Berg Rum zu meinen Händen. An dem Abend war ich dann endgültig die Didi (große Schwester) für alle.

Tag 6: Laufen durch Grasland und die Begegnung mit meiner ersten bekifften Kuh

Nepal ist einer der größten Exporteure für Gras, ich dachte ich Träume als ich durch Wälder von Graspflanzen stiefelte die doppelt so groß waren wie ich. Die Hälfte davon vertrocknet am Wegesrand oder sie wird von den Berg Kühen schmatzend verspeist. Die Tatsache das es hier halbwegs als Unkraut angesehen wird und frei zur Verfügung steht ließ mich nach meinem Zusammenbruch unter meinem Rucksack wieder auferstehen. Inzwischen hatten wir den Aufstieg auf 3000 Meter geschafft, was einem das Gefühl gibt das 5-fache seines eigenen Gewichts zu tragen. Jedoch werden einem die schönen und kleinen unnötigen Dinge im Leben hier erst richtige bewusst. Mittlerweile bin ich der Ansicht das Duschen sowie das waschen von Kleidung völlig überbewertet werden, besonders unter dem Aspekt das die Dusche aus einem Eimer mit kaltem Bergwasser besteht und das Klo aus einem Loch im Boden. Es ist viel weniger aufwand einfach die verschwitzten Klamotten anzubehalten und sie als Kombination von Schlafanzug und Tagesauoutfit zu vereinen.

Tag 7: Mein Shang ri la in den Wolken/Mu Gompa 3700 Meter

An diesem Tag tut sich uns die wirkliche Schönheit des Valleys auf, die Landschaft ist unbeschreiblich und atemberaubend schön. Die Schritte werden langsamer, selbst wenn man versucht schneller zu gehen es funktioniert einfach nicht, ich hätte nie gedacht wie extrem man die Höhe spürt. Wir steigen auf in die Monastry Mu Gompa zum Kloster der Mönche einsam ganz weit oben gelegen auf einem Bergkamm. Schon von weitem weht der kalte Wind Glockengeläut herüber und man hat das Gefühl in eine völlig einzigartige neue und fremde mystische Welt einzutauschen. Abends als ich auf dem Dach des Klosters umrundet von weisen Berggipfeln sitze und in die Sterne schaue bin ich sprachlos. Ich habe viel in meinem Leben gesehen und erlebt und erwarte auch noch mehr, jedoch hätte ich niemals gemacht mich einmal hier an diesem Platz wiederzufinden, auf dem Dach des Himalayas mit so wunderbaren Menschen um mich herum.

Wir hatten Glück und haben noch eine Kammer bekommen wo wir uns zu siebst in zwei schmale betten kuscheln und versuchen die Kälte durch die Schönheit die uns umgibt zu vergessen.

Tag 8: Das Ganze noch mal Rückwärts und wieder rauf

Auf dem Weg zurück nehmen wir eine andere Route auf der wir an einer weiteren Monastry oder eher gesagt Nonastry vorbeikommen. Das Kloster wird von 60 Nonnen am Leben erhalten. Sie sind genauso gekleidet wie ihre männlichen Kollegen heißen jedoch Nonnen und nicht Mönche. Bei dem Wort Nonne musste ich bisweilen immer an die Schwarzgekleideten Damen mit dem weißen Häubchen denken. Hier ist alles ganz anders so bunt und fröhlich, es herrscht der tibetische Buddhismus. Heute bleiben wir ein wenig zurück von der Hauptgruppe, wir haben Zeit und dementsprechend habe ich die Chance das Leben auf Nepals Bergstraßen noch einmal sehr intensiv zu erleben. Es hört sich geschrieben dann eher an wie der Anfang von einem Witz. Eine Nonne, ein Sherpa, ein Stadtjunge und ein betrunkener Bauer treffen sich auf der Straße: D natürlich die riesen Berg Yaks nicht zu vergessen. Man erzählte mir das diese, wenn sie einmal beleidiget wären dies ihrem Besitzer über Jahre hinweg zeigen würden, sie steigen bis hinauf zu den höchsten Bergspitzen wo man sie dann, wenn man sie denn wieder findet mühevoll hinunterzerren muss.

Tag 9: Zurück zu Rum und Feuer

So gesehen mein letzter Tag mit meiner Truppe, danach trennen sich unsere Wege, ich werde versuchen so schnell wie möglich den Berg hinunter zu rasen und die andere Hälfte mach sich an der Gabelung auf den Weg nach Manaslu am nächsten Morgen. Einer unserer 8 unglaublich witzigen Oldies (5mal so fit wie wir^^) fühlt sich nicht gut. Naja eigentlich quengelt er schon seit Anfang der Tour, ich denke er hat eher Heimweh nach seiner Frau als wirklich ein Körperliches Leiden. Ich nehme meine erste Gartenschlauch Bergwasser Dusche in der Sonne nach 7 Tagen und es fühlt sich unglaublich gut an. Am Abend beschließt Richard unser Heimwehgast, er wolle die Tour abbrechen da er mit seiner Erkältung nicht mehr sicher sei ob er den nächsten aufstieg schaffe. In diesem Moment erschließt sich mir die Option entweder 3 Tage alleine den Berg wieder runter zu rennen oder den Moment zu nutzen den Daume rauszustrecken und im Helikopter zu Trampen. Nach Intensiver Überlegung war die Entscheidung nach zwei Sekunden gefallen.

Tag 10:  Hitch Hicking im Heli

Am frühen Morgen kommt der Helikopter um uns abzuholen, man muss das so verstehen das es sozusagen der Bus für alle Fälle ist. Eine andere Möglichkeit, wenn man nicht mit dem Esel herunterreiten oder laufen möchte /kann gibt es nicht. Somit ergibt sich mir das einmalige Erlebnis einen 40-minütigen Freiflug über die Himalaya Bergkette zu erleben. In Kathmandu gelandet wartet dann auch schon der Private Krankenwagen auf Richard, der mich netter weise mitnimmt und mir den Kontrollstress am Flughafen erspart.

 

 

 

 

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