Kapitel 8 :Dasain und „ge“ Tikat für ein Leben

Dasain und „ge“ Tikat für ein Leben

Dasain ist eines der größten und längsten Feste in Nepal und einer Gründe dafür das nur die Samstage frei sind. Wie gesagt bei über 100 Festen und Feiertagen im Jahr irgendwo verständlich. Das Dasain Festival ist ein bisschen wie bei uns Weihnachten, außer natürlich das es 15 Tage andauert und von so gut wie allen Religionen und Völkergruppen gefeiert wird. Es ist das mit Abstand längste und aufwändigste Fest das von Neumond bis Vollmond andauert. Es ist eine sehr Familienbezogene Feier, durchzogen von Drachenfliegen, langen Karten Nächten und Zusammenkünften. An einem Tag findet ein Wettkampf  im Drachenfliegen in einer der Heiligsten Tempelstätten „Swuyambu“ statt, es sind einfache kleine Papierdrachen die hier schon seit Tagen durch den wunderbar blauen Himmel schwirren, jedoch ist die Schnur alles andere als normal. Je besser und ausgefeilter die Schnur desto höher die Chance als letztes seinen Drachen in der Luft schweben zu sehen. Die Schnüre sind scharf, das heißt die jeweiligen Flieger der Drachen versuchen jeweils den Weg des gegnerischen Drachen zu kreuzen und die Schnur zu durchtrennen sowie den Gegner hierdurch zum Absturz zu bringen. Schon tage im Voraus konnte man hier auf allen Dächern die Übungsstunden hierfür beobachten, regelrechte kleine „Drachenflieger“ Partys  wurden veranstaltet.

Am ersten Tag von Dasain, genannt „Ghatasthapana“ wird ein Samen „jamura“ (Gerste) in einem „Kalash“ (heiliges Gefäß) gepflanzt. Dieser wird am 10 Tag des Festes dann  als Grashalm herausgenommen und zur Segnungszeremonie ins Haar gesteckt.

Die erste Woche des Dasain Festival dient mehr zur Vorbereitung auf die wichtigsten Tage, den 9, 10 und 11 Tag. Daher gibt es mittlerweile auch meist erst ab dem neunten Tag Urlaub und nur noch für 5 bis 7 Tage, nicht wie vorher 15. Jedoch haben die Schulkinder den ganzen Monat Frei.

Am neunten Tag „Navami“ werden Opfer aller Art dargebracht. Meist sind es Ziegen die man schon Wochen vorher überall auf den Straßen herumlaufen sieht. Am Kathmandu Durba Square  befindet sich ein Tempel der nur einmal im Jahr für diesen Zweck des Opferungsrituals geöffnet wird. Das Blut der geopferten Tiere wird über Fahrzeuge, jegliche Gefährte sowie sogar über Flugzeuge verteilt. Dies dient dem Zweck ihnen Kraft zu übertragen und das sie Ihren Besitzer noch lange und treu begleiten mögen. Das Ritual an sich ist zur Ehren der Tötung der Dämonen sowie auch zum Siege des Guten über das Böse.

*Mein Unkle( Gastvater) hat es sich schon vor Wochen bevor Dasain begann zur Aufgabe gemacht gegen die Opferung anzugehen. Mit einem kleinen Grüppchen aus seinem Tempel erstellte er Flugblätter und ging von Tempel zu Tempel um dieses sinnlose Tötungsritual zu stoppen. Seiner Meinung nach ist dieses Prinzip des Rituals mittlerweile in der heutigen Zeit überholt und Sinnlos, da keiner mehr unter Hunger leiden müsse.  Ein schwieriges und nahezu aussichtsloses Unterfangen da hier stark an Bräuchen und Ritualen festgehalten wird. Jedoch ist  es bewundernswert mit welcher Energie und Einsatz er bei der Sache ist, obwohl die meisten Priester ihn hierfür schief beäugen und es hier nicht gerade gern gesehen wird die alten Riten anzuzweifeln.

Der 10 Tag „Bijaya Dasain“, heute wird Ramas Sieg über den Dämonen Ravana gefeiert. Ravana stellt sozusagen den Teufel dar. Dieser Tag ist den Familien vorbehalten, die jüngeren besuchen die älteren und erhalten Segnungen durch die Tika sowie durch die am ersten Tag gepflanzte Jamura die ins Haar gesteckt wird.

Die Tika besteht aus Reis mit meist roter und gelber Farbe an gemischt und wird von den älteren Familienmitgliedern unter Segnungen bei den Jüngeren auf der Stirn platziert. Wobei gleichzeitig das Heilige Gras im Haar platziert wird.

Ich hatte das Glück dieser Zeremonie bei der Familie eines Freundes beizuwohnen und selbst so viele Segnungen zu erhalten das es wohl eine ganze Weile halten sollte denke ich.

Die Tika wird immer von den ältesten zu den nächst jüngeren Familienmitgliedern weitergegeben, wir waren ca. sagen wir mal 30 schätze ich. Die bereits gesegneten setzen sich neben die vorhergegangene Generation usw. daher dauert es eine ganze Zeit bis man einmal im Kreis im Schneidersitz herumgerutscht ist um von allen gesegnet zu werden, besonders wenn man zu der jüngeren Generation gehört. Als ich an der Reihe war, (leicht schüchtern)saßen bereits etliche paare auf dem Boden und warteten darauf mir die Tika auf die Stirn zu malen, Gras in das Haar zu stecken und mir ihren guten Segen mitzugeben. Zwischendurch war mir die Situation leicht unangenehm, da die Frauen und Mädchen Umschläge mit kleinen Geldbeträgen erhalten, sie abzulehnen wäre unglaublich respektlos. Sogar die kleinsten Jungs die noch nicht einmal laufen können; geben Geld (dies wird von den älteren jedoch meist mit einem Lächeln zurückgegeben und mit glück sogar vermehrt). Das Geld ist für die spätere Heirat bestimmt, sowie auch viele der Segnungen und Wünsche, um sich einen Spaß zu machen wurde ich dann zwischendurch auch ziemlich auf den Arm genommen. Naja auf jedenfall bin ich definitiv jetzt gesegnet für viele Kinder und eine gute  baldige Ehe ^^.

Nachdem die Zeremonie vorbei ist wird gegessen sich unterhalten und Karten gespielt. Wobei man dann entweder sein Tika Geld aufstockt oder alles verliert. Zum Schluss ging ich mit dem Doppelten segnungsbetrag nach Hause was bei den großen Geldscheinen nach einem vermögen aussieht.

Nachdem die Eltern des Ehemannes besucht wurden geht es weiter zu den Eltern der Ehefrau, hier erhalten auch die Jungs und Männer eine kleine Tika Spende. Am zweiten Stopp des Tages wurde ich dann gleichzeitig von 10 netten Menschen überrannt die mir eine Tika auf die bereits überfüllte rote Reisstirn drücken wollten. Wahrscheinlich muss ich Saugat jetzt Heiraten:D, auf jedenfall waren sie alle sehr interessiert an seiner neuen Freundin. Es ist wohl vergebene müh zu erklären das wir einfach nur gute Freunde sind, da er das erste mal jemanden mitgebracht hat und dann noch eine Frau im schon längst überschrittenen Heiratsalter.

Das nächste zweitgrößte Festival findet in zwei Wochen statt „Tiha“ das lichter fest, das ist dann wohl eher mit vier tagen Silvester zu vergleichen und alles wird hell erleuchtet sein. Kathmandu als ein großer Licht Stern. Ich bin schon ganz gespannt.

To be continued aus vollem Herzen

Eure übergesegnete Manijaimg_0584 img_0580 img_0587 img_0589 20161011_083319 20161011_142354

Ein Gedanke zu „Kapitel 8 :Dasain und „ge“ Tikat für ein Leben

  1. Liebe Maie-Anna, Manjia, hab alles endlich gelesen, soooo spannend! Ich beneide dich glühend um deine Erfahrungen… Du lernst soviel für dein Leben, die Fotos sind wunderschön 🙂 Miss you! 1000 kisses – Inga

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